Menschliche Vielfalt für journalistische Qualität

Berlin/Frankfurt, 4.11.2017. Medien werden von weißen, heterosexuellen Männern geführt, die die Themen setzen und die Blickwinkel der Berichterstattung bestimmen. So lautet der zugegebenermaßen ziemlich eingedampfte, aber leider zutreffende Statusbericht über die deutsche Medienlandschaft. Weil dieser Zustand Frauen, die in Redaktionen arbeiten, nervt, haben ein paar kluge Frauen (und ein Mann) den Verein Dverse Media gegründet. Dieser setzt sich für mehr Vielfalt in Redaktionen ein. Vielfalt erschöpft sich dabei nicht in der Forderung nach mehr Frauen, speziell in Führungspositionen, sondern zeigt sich auch in der Berücksichtigung von Migrationshintergründen, von unterschiedlichen Religionen, von sexueller Ausrichtung, von divergierenden Lebensmodellen.
Dverse Media hatte gestern, am Freitag, zu einer Konferenz nach Berlin geladen. Viele interessante Redner, nicht nur aus den Medien, beleuchteten unterschiedliche Aspekte rund um das Thema. Meine nicht ganz ernstzunehmende Hitliste der Aussagen:

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender des Axel Springer Verlags, über Schwangere:
„Man hört ja nicht auf zu denken.“

Sigrid Evelyn Nikutta, Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe, über ihre Zeit bei der Deutschen Bahn:
„Ich begann zu begreifen, dass ich mehr strampeln musste als meine männlichen Kollegen.“

Simone Menne, Finanzvorstand von Boehringer Ingelheim, über Stereotype:
„Menschen sind bequem, Vorurteile sind bequem.“

Georg Löwisch, Chefredaktuer der taz, über männliches Imponiergehabe in Konferenzen:
„Und schon sind wieder 80 Männerminuten um.“

Stefan Plöchinger, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, über seine persönliche Diversität:
„I am a white, gay man. That’s my contribution.“

Wiebke Ankersen, Geschäftsführerin der AllBright Stiftung, über schwedische Männer:
„Man kann als Mann seinen Testosteronspiegel im Griff haben.“

Maria Furtwängler über ein Interview mit Claus Kleber im heute-journal:
„Ich war nicht cool, ich war nur perplex.“

Zum Schluss noch mein persönliches Plädoyer für mehr Vielfalt in den Redaktionen. Einer der Artikel, die mich dieses Jahr mit am meisten beeindruckt hat, war ein Text der Spiegel-Redakteurin Dialika Neufeld (online nicht kostenfrei), die Deutsche ist, aber nicht klassisch mitteleuropäisch aussieht. Sie berichtete von ihren Erlebnissen im Osten der Republik und stellte fest, dass die Ausländerfeindlichkeit wieder zunimmt. Eine solche Reportage kann nur eine Person mit dunkler Hautfarbe schreiben; das wäre mir an den selben Orten so sicherlich nicht passiert. Es ist aber deutsche Realität.