Medienschelte: Das Frauenbild von bunte.de

Frankfurt, 23.10.2017. Okay, die BUNTE ist nicht die Speerspitze des Feminismus. Trotzdem muss ich heute meinem Ärger darüber Luft machen, wie dieses „People-Magazin“ aus dem Hause Burda Frauen darstellt.

Am Wochenende sah ich in diversen Nachrichtensendungen die Berichterstattung über die Wahlen in der Tschechischen Republik, die der Unternehmer Andrej Babis für sich und seine populistische Partei ANO entschieden hat. An der Seite des 63-jährigen Milliardärs war eine dieser typischen Frauen zu sehen: deutlich jünger, in Schale geschmissen, das Gesicht irgendwie nicht natürlich. Ich google also die entsprechenden Stichworte und lande bei einem Link von bunte.de. In dem bunt zusammengewürfelten Text, der durch allerlei genauso unangenehm konnotierte Videos optisch unterbrochen ist, wird Monika Babišová mit Melania Trump verglichen. „Überzeugt euch selbst! Im Video oben stellen wir euch Tschechiens potentielle nächste First Lady vor – und die müsst ihr wirklich gesehen haben!“, schmachtet bunte.de. Zudem wird erwähnt, dass Babišová nicht nur für den „Glamour-Faktor“ in der Beziehung sorge, sondern sie auch den Treuhandfonds manage, in den ihr Mann sein privates Vermögen überführt hat.

Das ist aber auch der einzige Hinweis in dem gesamten Text darauf, dass sich Frauen möglicherweise auch um andere Dinge kümmern als den nächsten Besuch bei der Maniküre. Es werden allerhand Parallelen zu anderen Politikerbegleiterinnen gezogen. Zu der Freundin von Sebastian Kurz fällt bunte.de ein: „Wie hübsch die Frau an der Seite des 31-Jährigen Politik-Senkrechtstarters ist, seht ihr im Video.“ Scrollt man hinunter folgt die Verlinkung auf eine weitere journalistische Meisterleistung unter der Überschrift: „Melania Trump vs. Brigitte Macron: Wer war öfter beim Beauty-Doc?“ Und es geht munter weiter. Im Text zum nächsten Video stellt bunte.de fest: „Auch Frankreichs Première Dame zieht alle Blicke auf sich. In welchem Outfit Brigitte Macron bei ihrem ersten Staatsdinner im Elysée Palast für Furore sorgte, seht ihr im Video unten.“ Und zur Krönung berichtet ein drittes Video über Hillary Clinton: „Nach der schmerzlichen Wahl-Schlappe gegen Donald Trump meldete sich Hilary Clinton mit einem ganz neuen Look zurück. Wie die Politikerin nach der Totalverwandlung aussieht, erfahrt ihr im Video unten.“

Reduziert, sexistisch

Niemand wird gezwungen, solche Artikel zu lesen oder sich die Videos anzuschauen. Aber ich finde es trotzdem falsch, dass solche Inhalte von einem an sich ja seriösen Medienhaus verbreitet werden. Wir leben im 21. Jahrhundert, und Frauen sind an anderen Themen interessiert als daran, wie andere Frauen aussehen. Ein so reduziertes, sexistisches Frauenbild ist meiner Ansicht nach nicht tolerierbar. Überall erscheinen Artikel über Harvey Weinstein, alle schreiben über #metoo, aber solcher Sexismus wie auf bunte.de zelebriert, ist anscheinend in Ordnung. Schwer verständlich.

Was Maria Furtwängler dazu wohl sagen würde?

Ich bin keine Befürworterin der Sippenhaft. Ich würde mir trotzdem wünschen, dass Maria Furtwängler, Ehefrau des Verlagschefs Hubert Burda, solche Texte wahrnimmt. Immerhin hat sie sich dieses Jahr mit einer von ihr initiierten Studie über Frauenrollen und ihre Inhalte im öffentlich-rechtlichen Rundfunk profiliert. In dieser Studie wurde unter anderem bemängelt, dass Frauen weniger Hauptrollen eingeräumt werden als Männern, und dass es signifikant weniger Rollen gibt, die Frauen als arbeitenden Teil der Bevölkerung zeigen – Rosamunde Pilcher lässt grüßen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat einen Bildungsauftrag, die BUNTE nicht. Aber ein wenig Respekt und Anspruch könnten sich die Damen und Herren in München doch trotzdem auf die Fahnen schreiben, oder?