Journalistisches Kernthema № 2: Suizid / Suizidprävention

Frankfurt, 10.9.2017. Alle 50 Minuten nimmt sich in Deutschland ein Mensch das Leben. Das sind im Jahr rund 10.000 Tote. Damit sterben ungefähr so viele Menschen durch ihre eigene Hand wie durch Verkehrsunfälle, AIDS, illegale Drogen und Gewalttaten zusammen. Wenn man mit Freunden und Bekannten über Suizid spricht, kann fast jeder von einem „Fall“ aus seinem Umfeld berichten. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass von einem Suizid mindestens sechs Personen direkt betroffen sind. Für diesen unmittelbaren Kreis gestaltet sich der Trauerprozess häufig schwieriger, als wenn ein Angehöriger bei einem Unfall oder an einer Krankheit wie Krebs stirbt. Selbstvorwürfe sind weitverbreitet. Dabei sprechen die Einschätzungen von Experten eine klare Sprache. Die Angaben darüber, wie viele Betroffene aufgrund einer Depression ihrem Leben ein Ende setzen, schwanken zwar, sie liegen aber immer bei mindestens 50 Prozent. Depressive Menschen sind in akut suizidalen Phasen nicht Herr ihrer Sinne. Angehörige berichten davon, dass sie keinen Zugang zu der erkrankten Person finden, dass Argumente und Hilfsangebote nicht angenommen werden. Noch immer ist eine depressive Erkrankung für Viele in unserer Gesellschaft mit einem Stigma besetzt, was Betroffene davon abhält, sich frühzeitig und intensiv Hilfe zu suchen.

10. September ist internationaler Suizidpräventionstag
Der 10. September ist seit vielen Jahren internationaler Suizidpräventionstag. Selbsthilfegruppen organisieren Veranstaltungen und betreiben Aufklärung. In meiner Heimatstadtstadt Frankfurt lädt das Frankfurter Netzwerk Suizidprävention FRANS heute Vormittag zu einem Abschiedsritual an den Main, um Jenen zu gedenken, die sich im vergangenen Jahr das Leben genommen haben.

Ich habe in diesem Jahr einen Suizid in der Familie erlebt. Ich persönlich war fassungslos, traurig, wütend, in meinen Grundfesten erschüttert und getroffener als ich es eingeschätzt hätte, wenn mir vorab eine solche Situation prophezeit worden wäre. Ich glaube, dass deutlich mehr als sechs Menschen von einem Suizid betroffen sind. Alleine für Jene, die Hinterbliebene werden – und dazu zähle ich auch Arbeitskollegen oder Freunde von früher –, muss die Zahl an Suiziden sinken. Ich will versuchen, dazu beizutragen. Obwohl die Rolle der Medien in der Suizidprävention schwierig ist. Dazu bei Gelegenheit mehr.