Journalistisches Kernthema № 1: Organspende / Organtransplantation

Frankfurt, 1.9.2017. Heute wird’s das erste Mal ernst, hier in meinen Notizen. Ich möchte einführen in eines der Themen, in das ich mich zurzeit gerade einarbeite und das ich zukünftig journalistisch begleiten will. Es handelt sich um die Organspende. Ich plane, in meinem Notizbuch immer wieder über unterschiedliche Aspekte zu berichten. Den Anfang machen meine persönlichen Beweggründe.

Tiefstand an Spenderorganen 2017

In den Monaten Januar bis Juli 2017 gab es laut Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) 472 postmortale Organspender. Das ist die deutlich geringste Zahl seit 2012, dem Jahr des letzten bundesweiten Skandals um Transplantationen. Im Vergleichszeitraum 2016 waren es 496 Spender – auch das damals bereits ein Tiefststand. Auf „der anderen Seite“ warten zurzeit mehr als 10.000 schwerkranke Menschen alleine in Deutschland auf ein Spenderorgan.

Ich bin nicht persönlich von Organspende betroffen

Ich kann von mir sagen: Ich bin nicht persönlich betroffen. Ich kenne bislang bewusst keinen Menschen, der mit einem Spenderorgan lebt oder auf eines wartet. Ich kenne auch persönlich niemanden, der von einem Hirntod ereilt und zum Organspender wurde.

Ich bin persönlich von Organspende betroffen

Ich muss aber genauso von mir sagen: Ich bin persönlich betroffen. Denn ich erlebe seit vielen Jahren in Gesprächen im Freundes- und Bekanntenkreis, dass es eine erhebliche Anzahl an Menschen gibt, die keinen Organspendeausweis haben. Der Grund dafür ist häufig nicht die bewusste Entscheidung gegen eine eigene Organspende. Mein Eindruck ist, dass viele vermeiden, sich ernsthaft mit dem Gedanken über Organspende auseinanderzusetzen. Und das ist nachvollziehbar. Auch ich beschäftige mich ungern mit der Möglichkeit meines (zu frühen) Todes. Aber zum einen wissen wir, dass es auch jüngere Menschen unverhofft treffen kann. Und zum anderen verbirgt sich hinter den Überlegungen zur eigenen Organspende doch eine weitere Frage, die ebenfalls angsteinflößend, aber jedem von uns noch sehr viel näher sein müsste. Es ist die Frage, was mit mir passiert, wenn ich auf ein Spenderorgan angewiesen sein sollte? Und dieses Risiko ist ungleich höher als das Risiko, dass ich einen Hirntod erleide und somit überhaupt als Organspender in Frage komme.

Entscheidung für oder gegen Organspende kenntnisreich und bewusst treffen

Ich weiß, dass ich nicht von empathiefreien Menschen umringt bin. Ich glaube daher, dass ein Mangel an Informationen zur Organspende vorliegt, der einige von uns davon abhält, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Meine hehre Hoffnung ist, dass ich durch eine fundierte journalistische, unterschiedliche Perspektiven aufzeigende Berichterstattung dazu beitragen kann, dass ein paar mehr Leute als bislang eine bewusste Entscheidung für oder gegen die Spende der eigenen Organe treffen. Denn beide Entscheidungen haben fraglos ihre Berechtigung. Sie sollten allerdings auf einem umfassenden Wissen basieren und nicht aus einem Gefühl heraus getroffen werden. Denn dafür ist ein Menschenleben zu wertvoll.