Die „größte Evakuierung aller Zeiten“ – und wir sind dabei…
Frankfurt, 31.8.2017. Die Medien überschlagen sich. Und wir konnten es gestern erst einmal gar nicht glauben. Wir sollen evakuiert werden? Wegen einer mehr als 70 Jahre alten Bombe, die mehr als einen Kilometer entfernt von uns liegt? Verrückt!
Für alle, die nicht in Frankfurt wohnen: Bei Bauarbeiten am Uni-Campus ist am Dienstag eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Der britische Blindgänger enthält 1800 Kilogramm Sprengstoff und war bei seinem Abwurf dafür bestimmt, Dächer zu öffnen. Bevor die Bombe am Sonntag entschärft wird (alleine das soll mehr als vier Stunden dauern) müssen 70.000 Frankfurter ihre Wohnungen verlassen. Wir gehören dazu.
Der Ordnungsdezernent der Stadt Frankfurt schlägt vor: „Alle Betroffenen sollten einen Ausflug planen.“ Zwischen 8 und 20 Uhr? Das wird ein Tagesausflug im wahrsten Sinne des Wortes. Wir überlegen jetzt, wie wir uns beschäftigen. Erste Angebote hilfsbereiter Menschen liegen vor.
Grundsätzlich ist es nervig, solch‘ eine Aktion mitzuerleben. Aber ich oute mich: Ich finde es auch ein bisschen interessant… Oder stelle es mir nur so vor? Ich werde berichten.
[…] Wir haben nach einigen Diskussionen beschlossen, dass wir die Stadt schon heute verlassen und verziehen uns gerade jetzt Richtung Wiesbaden. So bekommen wir zwar wenig bis nichts davon mit, wie das morgen früh ablaufen wird, aber dafür können wir ausschlafen, wie sich das an einem Sonntagmorgen gehört. Zudem überträgt der Hessische Rundfunk ab 6 Uhr morgens. Wenn uns also der Voyeurismus überkommt, können wir den Fernseher einschalten. Ich glaube aber, es lohnt sich mehr, den Tag im Freien zu verbringen – in sicherer Entfernung zum Ort des Geschehens. […]